top of page
GESCHICHTE:
Die ursprüngliche Heimat der Kartoffel liegt in Südamerika, genauer gesagt im heutigen Bolivien und Peru. Breits vor 2000 Jahren wurde die Pflanze von den Ureinwohnern angepflanzt. Ihren Weg nach Europa fand die Kartoffel allerdings erst im 16 Jahrhundert. Spanische Eroberer entdeckten die ausgedehnten Kartoffelfelder der Indios und nahmen die Knolle mit nach Europa. Sie wurde zuerst nur als Zierpflanze in den botanischen Gärten Spaniens genutzt und als solche auch nach Italien gebracht. Wegen ihrer Ähnlichkeit mit den begehrten Trüffeln wurde ihnen der Name „Tartufo“ gegeben. Auf dieses Wort ist das deutsche Wort „Kartoffel“ zurück zu führen. 1589 brachte ein Botaniker die Kartoffel mit nach Deutschland. Auch hier freute man sich zuerst an den Schönen Blüten der Pflanze. Erst im 1700 Jahrhundert erkannte man den wahren Wert der Kartoffel.

Friedrich II. von Preußen sorgte in Deutschland für die Verbreitung der überaus nützlichen Pflanze. Er ließ in den Jahren 1744 und 1745 kostenlos Knollen an die Bauern im gesamten Reich verteilen- ohne Erfolg. Die Bauern verschmähten den Anbau. Erst nachdem der König zu einer List gegriffen hatte, fanden die Bauern Gefallen an den Kartoffeln. Er ließ rund um Berlin Kartoffelfelder anlegen, welche von Soldaten bewacht wurden. Allerdings sollten diese wegschauen, wenn Bauern kämen, um die wertvolle Knolle zu stehlen, damit sie diesen „Schatz“ auch anbauen können. Sein Plan ging auf und schließlich wurde der Anbau der Kartoffeln von Friedrich II. 1756 zur Pflicht gemacht. Er benötigte für die Bevölkerung eine Nahrungsquelle, die sich in seinem kargen Land gut anbauen ließ und einen hohen Sättigungswert hatte. Im Siebenjährigen Krieg wurden die Knollen zur Grundnahrungsquelle. Auch die Industrialisierung konnte nur so schnell voran schreiten, weil die immer schneller wachsende Stadtbevölkerung mit der Kartoffel als Nahrung versorgt werden konnte.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Allerdings führten Missernten immer wieder zu gravierenden Hungersnöten. Zwischen 1845 und 1849 kam es zu der großen Hungersnot in Irland, weil zuvor Sporen von Nordamerika nach Europa eingeschleppt wurden, welche die wenigen vorhandenen Kartoffelsorten befielen und zu Kartoffelfäule führten. Fast der gesamte Bestand der Insel wurde dort vernichtet. Anders in den Anden, wo die Bauern seit jeher viele verschiedenen Sorten parallel anbauten, um so das Risiko eines Totalausfalls zu verhindern.

Es gibt jedoch noch weitaus mehr Gründe für Missernten, etwa das Wetter oder Schädlinge. Als Konsequenz dieser Hungersnot wurden nun auch in Europa viele verschiedenen Sorten der wertvollen Kartoffel angebaut und auch gezüchtet. Die erste halbwegs resistente Züchtung gegen Kartoffelfäule fand 1863 durch den Schotten William Peterson statt. Somit war der Weg zur kommerziellen Züchtung eingeschlagen.

Heute muss jeder Züchter seine neuen Sorten, denen eine jahrelange Auslese voranging, in den jeweiligen Sortenlisten der EU-Länder registrieren lassen. Zur Zeit sind mehr als 200 Kartoffelsorten beim Bundessortenamt in Hannover zugelassen, davon ca. 2/3 als Speisesorten, der Rest für die Verarbeitungsindustrie, z.B. für die Stärke-, Pommes- oder Chipsproduktion.
BOTANIK:
Die Kartoffel gehört zu der Familie der Nachtschattengewächse. Diese Gattung ist bekannt wegen ihres hohen Gehalts an Alkaloiden und Steroiden. Kartoffeln sind aufrecht oder kletternd wachsende Pflanzen. Sie sind zweikeimblättrig und können eine Höhe von bis zu einem Meter erreichen.

Die Blätter an sich sind gefiedert, kurzstielig und werden 10 bis 30 cm lang und 5 bis 15 cm breit. Die Blüten sind in Dolden angeordnete Blütenstämme. Der Blütenkelch ist 5-lappig und die Spitzen sind meist sehr stark zugespitzt. Die Farbe der Blüten kann zwischen weiß bis violett variieren.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Die Früchte der Kartoffelpflanze sind ungenießbare, kirschgroße Beeren mit einer grün- bis leicht schwarzen Farbe. Die Beeren enthalten viele Samen die nur in der Züchtung verwendet werden(Generative Vermehrung). Zum Anbau der Kartoffeln wird allerdings nur die vegetative(ungeschlechtliche) Vermehrung benutzt. Diese findet statt, indem die Kartoffelknollen längerer Zeit Licht ausgesetzt sind.

Aus kleinen Löchern-sogenannte Knospen oder Augen-, die an der Oberfläche der Knollen sitzen, entstehen Lichtkeime. Sind diese ausgebildet, wird die Mutterknolle mit den Trieben in die Erde gesetzt. Unterirdisch fangen die Seitentriebe an zu wachsen. In etwa im Frühsommer fangen die Seitentriebe(Stolone) an sich zu verdicken und werden zu der Knolle die wir als Kartoffel kennen.

Die Knolle ist das Vorratslager der Kartoffel-Pflanze. In ihnen wird hauptsächlich die Stärke gespeichert, welche in den Blättern produziert wird. Pro eingepflanzte Mutterknolle können an die 12 bis 15 neue Kartoffeln entstehen. Kartoffelpflanzen sind äußerst anpassungsfähig und stellen keine besonderen Ansprüche an Klima, Boden und Fruchtfolge.

Um eine gute Qualität der Knolle zu erreichen ist eine warme Frühjahrswitterung und eine ausreichende und gleichbleibende Wasserversorgung während der Knollenbildungsphase wünschenswert. Während der Abreifphase mag es die Kartoffel an den Tagen lieber warm aber in den Nächten kühl. Da die Kartoffel sehr anpassungsfähig ist, gedeiht sie in fast allen Böden gut, lediglich steiniger oder zu schwerer Boden bereiten ihr Probleme. Dennoch wirkt sich die Bodenbeschaffenheit auf die Qualität aus: je lockerer und durchlässiger der Boden, umso höher ist auch die Qualität.

Schaut man sich eine durchgeschnittene Kartoffel an, dann kann man die verschiedenen Schichten der Kartoffelknolle gut sehen. Die Schale bildet die sogenannte Korkschicht. Sie schützt die Knolle vor dem austrockenen, Schädlingen und Stößen während der Ernte. Die Augen befinden sich auf der Schale – aus ihnen wachsen später die Triebe bei der Keimung. Am unteren Ende der Kartoffel befindet sich der Nabel.

Dort ist die Knolle mit der Kartoffelpflanze verbunden. Das obere Ende wird Krone genannt. Die Schicht, in der die meisten Mineralstoffe und Eiweiße enthalten sind, befindet sich unter der Korkschicht und wird Rindenschicht genannt. Das Innerste der kartoffel ist die Markschicht- dort wird der Hauptteil der Stärke und Vitamine gespeichert.
ANBAU:
Im Gegensatz von früher zu heute hat sich die Arbeit der Kartoffelbauern in den letzten Jahren stark gewandelt. Zwar sind die Arbeitsschritte immer noch die gleichen aber die Ausführung wurde im Laufe der Zeit, durch die Industrialisierung, immer mehr erleichtert. Die Kartoffelbauern müssen folgende Arbeitsschritte bei dem Kartoffelanbau beachten: Die Bearbeitung des Bodens, das Vorkeimen der Kartoffeln, das Legen der Kartoffeln in den Boden, das Anhäufen der Erde zu Dämmen um die Kartoffeln herum, die Bekämpfung von Unkraut und Schädlingen, die gleichmäßige Versorgung mit Wasser und Nährstoffen, die Kartoffelernte, die Lagerung und der Verkauf der geernteten Knollen.

Der Kartoffelanbau früher
Am Anfang der Anbauphase wurde die neue Frucht in Europa nur von wenigen Schädlingen und Krankheiten bedroht. Der Vorteil war, dass zur Ausbringung der Ernte kaum Werkzeug von Nöten war. Eine einfache Hacke reichte aus, um viele Arbeitsschritte zu erledigen. Gerade deswegen wird die Kartoffel auch heute noch als Hackfrucht bezeichnet. Obwohl die Kartoffel sehr arbeitsintensiv war, lag der entscheidende Vorteil der Frucht darin, dass sie den anderthalbfachen Flächenertrag im Vergleich zum Anbau von Getreide brachte.

Der Kartoffelanbau heute
Durch die Industrialisierung und die immer größer und besser werdenden Maschinen wurde die Arbeit der Kartoffelbauern im Gegensatz zu früher sehr stark erleichtert und auch rationalisiert. Viele Arbeitsschritte sind nun in einem Arbeitsgang zusammengefasst und erleichtern die Arbeit so erheblich. Zum Beispiel erfolgen das Auslegen der Kartoffeln, die Dammpflege und die Kartoffelernte mit speziellen Maschinen.
ERNTE:
Je nachdem welche Sorten der Kartoffel angebaut wird, können diese unterschiedlich geerntet werden. Frühkartoffeln werden bereits im Juni geerntet, während der Hauptteil der Kartoffeln erst im Herbst dran ist. Die Knolle wird im Zustand der physiologischen Reife aus der Erde geholt- dies bedeutet, wenn das Kraut an der Oberfläche bereits abgestorben ist und sich die Stolone, durch das Absterben, von der Tochterknolle gelöst haben. Die Mutterknolle ist zwar noch sichtbar, aber völlig ausgelaugt und nicht mehr zum Verzehr geeignet. Die bei dem Setzten der Kartoffeln aufgeschütteten Kartoffeldämme, sind auch zur Ernte noch sichtbar.

Für die Kartoffelernte werden heutzutage Kartoffelroder benutzt. Sie fahren über das Kartoffelfeld und der Erdwall wird in die Trommel des Roders hinein geschoben. Eine flache Schar fährt unter den Erddamm und hebt ihn in den von oben drückenden Korb hinein. Zwei seitlich neben der Trommel laufende Scheiben schneiden das verwelkte Kraut ab, welches auf dem Acker liegen bleibt und später untergepflügt wird. Hinter der, sich drehenden Trommel, beginnt ein Siebband, welches den Erdwall nach oben zieht und dabei anfängt zu sieben. Durch die Stangen des Siebbandes fällt die ausgesiebte Erde wieder auf den Ackerboden. Das übrige Gemisch auf dem Band, die Erdklumpen, das Kraut, die Steine und die Kartoffeln werden nun weiter nach oben befördert. Auf dem Weg dorthin sorgen Rüttler, Klopfer, Krautzupfer und ein weiteres Siebband dafür, dass sich die Kartoffeln von allen unerwünschten Materialien trennen. Dennoch kommt es vor, dass weitere Fremdkörper auf dem Band landen. Diese werden automatisch, oder von Hand auf dem Sortierband aussortiert, bevor die Kartoffeln entweder direkt in einen Vorratsbehälter(auch Bunker genannt) laufen, oder über ein Überladeband auf einen Hänger der von einem zweiten Traktor neben der Kartoffelmaschine hergezogen wird. Sind die Kartoffeln, an der Kartoffelmaschine, in einem Bunker gelagert, muss dieser von Zeit zu Zeit auf einem Hänger entleert werden.
LAGERUNG:
Da die Kartoffeln kühl und dunkel aufbewahrt werden müssen, wurden sie früher in sogenannten Kartoffelmieten gelagert. Dazu wurden die Kartoffeln nach der Ernte direkt auf dem Feld zu einem Damm angehäuft und mit einer Erdschicht bedeckt. Im Wandel der Zeit gab es natürlich neuere und bessere Möglichkeiten Kartoffeln zu lagern. Heute werden sie in Lagerhäusern eingelagert. In ihnen herrschen konstante Temperaturen von fünf Grad Celsius, eine geringe Luftfeuchtigkeit und eine gute Durchlüftung. Die Lagerung findet meist lichtgeschützt und auf Lattenrosten statt, um eine Verhinderung von Faulstellen zu bewirken. In dieser Atmosphäre können die Knollen mehrere Monate aufbewahrt werden, da sie jede Stoffwechselaktivität einstellen und somit die Keimung verhindert wird.

In den letzten 50 Jahren haben sich die Erträge und auch die Qualität der Kartoffeln stark gewandelt. Verbesserte Züchtungen, wirksamere Methoden zum Schutz vor Krankheiten und bei der Schädlingsbekämpfung und zu guter Letzt eine gezielte Nährstoffzufuhr haben zum Erfolg der beliebten Knolle geführt. Von einem wichtigen Faktor sind die Kartoffelbauern aber auch heute noch abhängig: dem Wetter. Die Qualität und Menge der Ernte wird immer von Witterungsverhältnissen wie extreme Hitze, Trockenheit oder Nässe beeinflusst.
KOCHEIGENSCHAFTEN:
Das reichhaltige Kartoffelangebot wird in zwei Eigenschafts- und vier Reifegruppen eingeteilt. Bei den Eigenschaftsgruppen handelt es sich um Speise- und Wirtschaftssorten. Bei den Reifegruppen wird zwischen sehr frühen, frühen, mittelfrühen und mittelspäten bis sehr späten Sorten unterschieden. Die Frühkartoffeln werden zum Teil unter Folie angebaut und können daher schon ab Anfang Juni geerntet werden. Allerdings eigenen sich diese nicht für längere Lagerzeiten, da eine hohe Wasserabgabe und Keimung sie schnell altern lässt und zu Qualitätsverlusten führen. Etwa ab Ende August können die mittelfrühen Kartoffelsorten geerntet werden und lösen damit die Frühkartoffeln auf dem Markt ab. Mittelspäte bis späte Sorten werden erst im Herbst geerntet und sind vorwiegend zur Einkellerung gedacht.

Laut der Handelsklassenverordnung müssen Speisekartoffeln einer der drei folgenden Kochtypen zugeordnet werden: festkochend, vorwiegend festkochend oder mehligkochend. Die einzelnen Kochtypen unterscheiden sich durch ihre Inhaltsstoffe und dort besonders durch den Stärkegehalt. Sorten mit viel Stärke werden dem mehligkochenden Kochtyp zugeteilt, Kartoffeln mit einem höheren Eiweißgehalt haben einen höhere Festigkeit des Fleisches und werden, je nach Menge des Eiweißes, einer der anderen beiden Gruppen zugeordnet.

Folgende Verwendungszwecke können den einzelnenn Kochtypen zugeordnet werden:

Festkochende Sorten:
Sind meist fest, feinkörnig und feucht. Sie werden für Kartoffelsalate, Salz- und Pellkartoffeln sowie Bratkartoffeln verwendet.

Vorwiegend festkochende Kartoffeln:
Sie springen beim Kochen nur wenig auf, sind mäßig feucht und feinkörnig.
Sie werden meist für Salz-, Pell- oder Bratkartoffeln genommen.

Mehligkochende Sorten:
Sie springen beim Kochen stärker auf, sind trockener und großkörniger.
Diese Kartoffelsorte wird vorwiegend für Kartoffelpüree, Knödel, Suppen und Eintöpfe verwendet.
INHALTSSTOFFE:
Nach Getreide ist die Kartoffel das zweitwichtigste Grundnahrungsmittel in Deutschland. Die ernährungsphysiologische Bedeutung der Kartoffelknolle wird anhand ihres Inhalts an Stärke, dem hochwertigen Eiweiß und dem beachtlichen Anteil an Vitaminen und Mineralstoffen gemessen. Außerdem hat sie den Vorteil, dass sie ein sehr energiearmes Lebensmittel ist. 100g Kartoffeln bestehen bis zu 78% aus Wasser und haben damit nur 70kcal.


Kohlenhydrate: Sie liefern dem Körper wichtige Energie. Die Kartoffel besitzt an die 16% dieses wertvollen Energielieferanten. Kartoffelstärke aus der rohen Kartoffel ist für den Menschen kaum verwertbar und wird erst durch den Kochvorgang aufgeschlossen. Durch das Kochen wird die Stärke verdaulich und liefert Energie in Form von Zucker.

Eiweiße: Das Eiweiß der Kartoffel ist sehr wichtig für den Menschlichen Organismus, da es eines der wichtigsten pflanzlichen Eiweiße besitzt. In ihm ist ein hoher Gehalt an lebenswichtigen Aminosäuren. Zwar ist der Eiweißgehalt der Knolle recht niedrig, doch sehr hochwertig.

Fette: Fett ist Kartoffeln nur in Spuren zu finden und nicht weiter erwähnenswert.

Vitamine: Kartoffeln enthalten viele wichtige Vitamine, die der Körper täglich benötigt. Sie können glänzen durch einen hohen Vitamin-C Gehalt.

Mineralstoffe: Insgesamt 11 verschiedene Vitamine und 15 verschiedene Mineralstoffe (darunter unter anderem: Calcium, Phosphor, Eisen, Kalium, Magnesium) machen die Kartoffel zu einem überaus wichtigen Vitaminlieferanten für den menschlichen Körper. Viele dieser Vitamine sind direkt unter der Schale der Knolle zu finden. Sie bewahrt also den Nährstoffgehalt und steigert den Ballaststoffanteil der ganzen Kartoffel. Ist die Schale gut gewaschen kann sie ohne Probleme mit verzehrt werden. Augen und grüne Stellen sollten jedoch vorher entfernt werden, da diese Solanin enthalten. Solanin ist ein Alkaloid und ab einer Dosis von 25mg gesundheitsschädlich. Der normale Solanin-Gehalt liegt bei einer Kartoffel jedoch zwischen 2 und 9mg pro 100g und ist absolut unbedenklich.
der_koenig_ueberall.jpg
Kartoffelblüte.jpg
bottom of page